Was geschieht hier und jetzt in mir und um mich herum?

Meditation zu lernen, ist nicht besonders schwierig. Im Grunde geht es bei der Meditation um das aufmerksame Wahrnehmen dessen, was gerade jetzt geschieht. Welche Gedanken und Gefühle nehme ich wahr, welche inneren Bilder, Vorstellungen, Kommentare? Welche Signale empfange ich von meinem Körper? Wo ist Schmerz, wo ist Wohlempfinden, wo ist Schwere, wo ist Leichtigkeit? In der Stille werden diese Wahrnehmungen deutlicher. Zugleich werden Sie gerade am Anfang feststellen, dass Sie nur für kurze Zeit aufmerksam auf die Gegenwart gerichtet bleiben können. Sehr schnell lässt sich der Geist ablenken und verliert sich in Tagträumereien, inneren Monologen, Erinnerungen, Plänen, Kommentaren und Vorstellungen. Das ist vollkommen normal. Die Aufgabe besteht nun darin, genau diesen Augenblick des Abschweifens zu bemerken und den Geist wieder auf die gegenwärtige Erfahrung zu richten. Das gelingt gut zum Beispiel über eine Konzentration auf die Ein-und Ausatmung. Die Atmung findet immer in der Gegenwart statt.

Gedanken, Gefühle und innere Bilder sind so natürlich wie die Atmung.

Viele Menschen glauben, bei der Meditation ginge es darum, nichts zu denken. Das ist ein Missverständnis. Der Fluss der inneren Bilder, Gedanken und Vorstellungen ist so natürlich wie die Atmung. Es ist möglich, für eine gewisse Zeit nicht zu atmen. Aber dieser Zustand ist auf Dauer weder gesund noch natürlich. Ebenso verhält es sich mit den Gedanken und Gefühlen. Bei der Meditation geht es nicht darum, eine innere Stille zu erzwingen. Es geht eher um die aufmerksame Wahrnehmung der inneren und äußeren Vorgänge, ohne sich davon in Gedanken, Pläne, Hoffnungen, Ängste und Träumereien reißen zu lassen. Es ist als, als würde man einen Schritt vom Strom der Gedanken zurück treten. Dabei sind die Wahrnehmungen, die entstehen und wieder vergehen, weder gut noch schlecht, weder richtig noch falsch.

Der Ablauf der Meditation

Die Meditation besteht aus drei Teilen. Der erste Teil dauert fünfundzwanzig Minuten. Alle drei Minuten erklingt eine leise Stabglocke, die den Meditierenden, wenn er oder sie mit den Gedanken abgeschweift ist, wieder ins Hier und Jetzt zurückleitet.

Der zweite Teil besteht aus einer Gehmeditation, dem achtsamen Gehen oder auch jap. Kinhin. Dabei kann man den Körper dehnen und strecken, ohne die eigentliche Meditation beenden zu müssen.

Der dritte Teil besteht aus stiller Meditation.

Mit Abschluss des dritten Teils der Meditation sprechen wir eine Widmung. Der Text dieser Widmung ist:

 

Mögen alle Wesen Kraft dieser Bemühungen
von zerstörerischem  Tun und Denken ablassen
und 
in Freundschaft, Liebe und Mitgefühl zusammen leben.

Mögen alle Wesen kraft dieser Bemühungen
verdienstvolle Handlungen und Weisheit ansammeln können
und mögen sie die zwei heiligen Körper erlangen,
welche aus verdienstvollen Handlungen und Weisheit entstehen.

Möge der Dalai Lama und der große Ozean der Halter der Lehre lange leben
und möge der Geist der Einsichtsvollen sich wie ein Lotus entfalten
und möge unter der Sonne von Studium und Praxis
allen zehn Himmelrichtungen Glück beschieden sein.

Das sprechen dieser Widmung ist natürlich vollkommen freiwillig.